Zeiten wie diese sind hart. Die noch kurzen Tage und dass die Sonne, ein bei mir am Büsingen in dieser Jahreszeit ein seltener Gast ist, tun der Stimmung auch nicht gerade gut.
Und nun erhielt ich auf Umwegen vor wenigen Stunden die Nachricht vom Tod meines Freundes in Südafrika.
Der/die geneigte Leser/in mag sich nun fragen, ob der Tod eines Freundes der richtige Anlass sei, einen Blog zu verfassen.
Für mich ja! Einerseits befinden sich in meinem Bekanntenkreis einige Leute, die ihn auch kannten und schätzten. Sie erfahren so von seinem Lebensende. Da er ja seinen Lebensmittelpunkt weit weg von uns hatte und ich nicht weiss, wer die Nachricht sonst noch erhalten hat.
Zudem hilft mir das Veröffentlichen meiner Befindlichkeiten, diese zu verarbeiten und es meine Art mich für das zu Bedanken, was uns unsere Freundschaft gebracht hat.
Als ich Beat kennenlernte wohnte er schon lange in Südafrika. Als aktives Mitglied des Bahnforums Schweiz wusste ich, dass wir ein in Südafrika wohnhaftes Mitglied hatten, welches ab und zu pointierte Beiträge schrieb. Im Jahre 2012 nahm er zum ersten Mal an einer Bahnforums Sommerreise teil, auf der ich ihn kennen lernte, da ich permanenter Teilnehmer auf diesen Reisen bin. Die Reise führte uns in die Pyrenäen. Auf dem nebenstehendem Foto ist er der zweite stehende von links.
Wir waren uns von Anfang an sympathisch und er lud als offener Mensch alle ein ihn in seiner neuen Heimat
zu besuchen.
Im Gegensatz zu den Meisten, denen er das Angebot machte, nahm ich die Einladung an. Als sich nämlich 2013 für mich die Gelegenheit ergab, an einer zehntägigen Dampfzugreise in Südafrika teilzunehmen, nutze ich die Gelegenheit und flog schon vierzehn Tage vorher nach Kapstadt. Er zeigte mir die Kapregion und zeigte mir auch das Leben in Südafrika von den verschiedenen Seiten. Die nebenstehende Aufnahme zeigt ihn an der Südspitze des Kontinentes.
Von den so erworbenen Kenntnisse konnte ich schon auf dem zweiten Teil meiner Reise profitieren. Mir wurde dabei auch klar, dass ich noch nicht das letzte Mal im
südlichen Afrika war.
Aus persönlichen Gründen sahen wir uns aber zuerst auf den Bahnforumssommerreisen 2015 und 2016 wieder.
2017 flog ich wieder nach Kapstadt und wir unternahmen von dort aus eine vierwöchige Reise durch Namibia. Als Kenner dieses
Landes verschaffte er mir auf den siebeneinhalb tausend Kilometern einen unvergesslichen Einblick in dieses wunderbare Land. Die dabei erlebten Abenteuer schweissten uns zusammen. Als wir wieder
in Kapstadt waren, sagte er zu mir, weisst du was ich auf dieser Reise vermisst habe? Als ich verneinte, sagte er: Wir haben uns nicht einmal gestritten. Das war wirklich so, wir harmonierten so
gut,
dass jeder ohne Worte immer spürte, wann er zugunsten des anderen zurückstecken musste. Wenn wir neue Leute kennen lernten, hielt man uns häufig für Brüder.
2018 trafen wir uns wieder auf der Bahnforumssommerreise. Sie führte in Südtirol und dauerte nur vier Tage. Also hängten Beat und ich noch vier Tage in Genua an. Wir widmeten uns ausgiebig dem Nahverkehr der Stadt und deren Umgebung.
Unser letzte gemeinsame Reise 2019 war das absolut Highlight unserer gemeinsamen Unternehmungen. Es standen fünf Wochen in Botswana, Namibia und Simbabwe auf dem Programm. Jeder Tag dieser Reise war ein Höhepunkt. Wir konnten es kaum fassen was wir alles an Tieren und Landschaften sahen. Da er sich in diesen Ländern auch nicht auskannte, konnten wir uns das Fahren nicht immer teilen. Da ich mich als Navigator bewährte, fuhr er die schwierigen Strecken.
Am Ende dieser Reise eröffnete er mir, dass diese Reise wohl die letzte grosse Reise mit mir sei. Seiner Gesundheit zuliebe werde er zukünftig nur noch kürzere Reisen unternehmen. Dass dies aber unsere letzte Begegnung sein sollte ahnten wir nicht.
Zwischenstopp in Botswana Zugbesichtigung in Victoria Falls
Ich besuchte auch letztes Jahr das südliche Afrika. Ich war einen Monat in Namibia. Wegen pandemiebedingt geschlossenen Grenzen lag aber kein Besuch bei Beat drin.
Da wir beide kaum ein Gebiet hatten für das wir uns nicht interessierten, ging uns auf unseren gemeinsamen Reisen auch nie der Gesprächsstoff aus. Unsere differenzierte Denkweise führten immer wieder zu intensiven langen Diskussionen.
Zudem haben wir beide jahrelang für die Dampfbahn Furka Bergstrecke gearbeitet. Allerdings nicht zur selben Zeit. Er war in der Anfangsphase einer der Strippenzieher. Ich habe bis vor wenigen Jahren als Zugschef und Zugsbegleiter dort gearbeitet. In unseren Diskussionen merkte ich, dass er mit gewissen Sachen der Neuzeit, bei dieser Bahn, Mühe hatte. Durch meine Einblicke, welche ich ihm vermitteln konnte, versöhnte er sich mit dem jetzigen Stand. Er spendete auch ab und zu einen grösseren Beitrag für das Projekt.
Eigentlich wollte ich ihn diesen Herbst im Rahmen meiner diesjährigen Südafrikareise besuchen. Nun wird diese Reise halt eine Gedenkreise.
Wer sich noch etwas mit dieser interessanten Persönlichkeit auseinandersetzten will, dem empfehle ich einen Besuch auf seiner Homepage:
Das bin ich! - Bei Hans Beat Schweizer in Südafrika
Also Tschüss lieber Beat. Ich wünsche dir alles Gute auf deiner letzten Reise. Ich werde dich nie Vergessen!
Gruss Beat
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Matthias Schmid (Samstag, 09 Januar 2021 10:14)
Ich bin so traurig, ich kenne Beat Schweizer seit 1992 von der DFB her. Im Sommer 2019 hatten wir uns in Realp getroffen und lange geredet. Er versprach mir, in ein paar Jahren wieder zu kommen. ��
Markus Feigenwinter Dampfatelier (Samstag, 09 Januar 2021 13:35)
Ich hab mich gewundert wieso mein Neujahrmail an Beat nicht beantwortet wurde. Jetzt weiss ich es, habe gestern Abend von seinem Tod erfahren. Beat kannte ich seit vielen Jahren, habe ihn Anfang der 1990er an einem Konzert des Musikvereins Muttenz kennengelernt wo meine verstorbene Frau Querflöte gespielt hat. Über viele Jahre hat er mich jeweils während seiner jährlichen Schweizaufenthalte in meinem Dampfatelier besucht und wir haben stundenlang geschwatzt und diskutiert. Zwischendurch habe ich auch noch seine Echtdampflok repariert oder revidiert.
Machs gut Beat!