Nun habt ihr mich also wieder, ihr coronaverseuchten Mitteleuropäer. Wenn man die Nachrichten aus der Heimat aus der ferne so hört, könnte man es durchaus mit der Angst zu tun kriegen und sich fragen ob man es überhaupt wagen könne, nach Europa zu fliegen.
Es ist ja nicht so, dass der Virus in Namibia kein Thema ist. Allerdings hatte die Regierung die Lage dauernd mehr als im Griff. In den Orten herrscht in den Läden strenge Maskenpflicht. In jedem Laden wird das desinfizieren der Hände personell überwacht und man muss sich mit den Personalien am Eingang in einem Register eintragen. Trägt man in einem Ortskern keine Maske, kann es geschehen, dass man aus einem mit Lautsprechern ausgerüsteten Fahrzeug lautstark dazu aufgefordert wird, zugunsten der Sicherheit aller, eine Aufzusetzen.
Die lange total geschlossenen Grenzen haben den Tourismus der hier viele Arbeitsplätze bot, beinahe zum Erliegen gebracht. Das ausbleiben der Löhne hat fern der dichtbesiedelten Gebiete der Wilderei Vorschub geleistet. Dabei geht es für einmal nicht um Nashörner und Elefanten, sondern um die verschiedenen schmackhaften Antilopensorten, deren Fleisch sich auf dem Schwarzmarkt zu Geld machen lässt, welches dann wiederum den Farmern in der Kasse fehlt. Ein anderes Phänomen das es in den Orten wieder häufiger gibt, sind schwarze Bettler, welche an der Haustüre läuten und um altes Brot und Lebensmittelresten bitten.
Was habe ich nun im vergangene Monat getan. Im Gegensatz zu meinem üblichen Reisen habe ich das Land Namibia nicht bereist, sondern ich habe mich im Land aufgehalten und dort gelebt.
Die meiste Zeit wohnte ich auf einer Farm mitten im afrikanischen Busch. Einerseits dient die Farm, wie viele andere auch der Tierhaltung. Weiters gibt es auf der Farm ein soziales Projekt. Hier können gestrauchelte Jugendliche aus dem deutschen Sprachraum ein Rehajahr verbringen. Sie werden hier psychologisch wie auch schulisch betreut. Sie haben eine einfache gut regulierte Tagesstruktur. Jeder Teilnehmer hat ein nettes Zimmer mit Dusche und WC, für welches er unter Kontrolle selbst verantwortlich ist. Das Komfortniveau ist für alle Farmbewohner gleich. Das Leben hier ist einfach. Es gibt täglich ausser Sonntags zweimal am Tag einige Stunden elektrischen Strom, Sonntags meist nur einmal. Telefonmöglichkeiten und Internetzugang ist beschränkt. Je nach den Voraussetzungen werden die Jugendlichen auch für leichte Arbeiten auf der Farm beigezogen oder sie arbeiten an einem Gemeinschaftsprojekt. Eingesperrt werden sie nicht, aber zur nächsten Ortschaft sind es 120 Kilometer Naturstrasse mit kaum Verkehr.
So haben sie die Chance ihre Gedanken, wesentlicheren Dingen des Lebens zu widmen und zu sehen, dass nicht alles was aus Leitungen und Behältnissen kommt lebensnotwendig ist. Auch sehen sie, dass in einer Gemeinschaft, gewisse Regeln das Zusammenleben auch erleichtern können.
Eine Woche zwischendurch war ich in Henties Bay bei einem Rentnerpaar. Er ist ein alter Arbeitskollege von mir. Er und seine Frau leben dort das Leben eines finanziell unabhängigen Rentnerpares. Ihre Zeit verbringen sie mit dem Erstellen von Kunsthandwerk, welches sie dann über Läden im Dorf auch zu Verkaufen versuchen. Sie sind in der Ortschaft gut vernetzt und werden ab und zu Besucht oder nehmen an Veranstaltungen teil.
Link zum Reisebericht:
Namibia 2020
So war dies eben nicht wie sonnst eine abwechslungsreiche Abenteuerreise, sondern eher eine Art Bildungsreise. Nebst dem Erleben des hiesigen Lebens hatte ich auch viel Zeit für mich selbst. Ich habe in der Zeit zwei Bücher gelesen. Eines davon über das Leben eines buddhistischen Mönches aus Vietnam und ein sozialwissenschaftliches über das Thema, warum wir uns vor dem Falschen fürchten. So könnten wir nun darüber zu Diskutieren beginnen, warum ich das letzterwähnte Buch das vor ca. acht Jahren erschien gerade in der jetzigen Zeit lese.
Gruss Beat
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