Ist es das alte Sprichwort "Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!" das mich dazu veranlasste, kurz vor einer weiteren Abreise in das mir am Herzen liegende südliche Afrika, den Ausflug zu machen, von dem jetzt erzähle?
Rund dreissig Personen gelang es gestern der Heimatvereinigung Buch - Hemishofen - Ramsen mit der Frage im Titel nach Ramsen zu locken.
Man traf sich im Garten des ehemaligen Restaurant Krone im kühlen Schatten der alten Platane unter der auch ich vor vierzig Jahren das eine oder andere Bier getrunken habe.
Ich verzichte hier darauf die Geschichte der einzelnen Gebäude zu erzählen die gibt es auf der Website der Heimatvereinigung zum Nachlesen. Sollten sie zufälligerweise oder mit Absicht einmal vor einem dieser Häuser stehen und es plagt sie der Wissensdurst, lesen sie mit ihrem Smartphone den auf den angebrachten Schildern sichtbaren QR Code ein und sie erhalten die Geschichte des Gebäudes.
Erst seit kurzem weiss man, dass der vielen unbekannte Treppengiebel welcher die Rückseite der Krone ziert im Gegensatz des restlichen Gebäudes gute tausend Jahre alt ist. In der Zeit bevor das ehemalige Vogthaus 1637 gebaut wurde, wurde das Dorf Ramsen gebrandschatzt. Dabei blieb vermutlich der Treppengiebel als Ruine zurück und wurde von den Erbauern der heutigen Krone mit verwendet.
Bekannter als die Rückseite der Krone ist das Ramsener Gemeindehaus, zu dem mir aber keine Details bekannt sind welche nicht überall nachlesbar sind.
Wenn man wie ich, auch aus beruflichen Gründen Ramsen nicht nur auf der Hauptstrasse durchquert, der spürt, dass hier etwas anders ist. Die Häuser sind hier geduckter, weil hier die etwas ärmeren Leute gewohnt haben. Auch zu dem hier gezeigten eines der ältesten Bauernhäuser des Kanton Schaffhausens gibt es auf der Website der Heimatvereinigung viele Informationen und weiterführende Links. Was uns aber die Besitzerin erzählte steht so nirgends. Da sich nur reiche Leute damals gerade Holzbalken leisen konnten und hier ja eben keine solche wohnten gibt es in diesem Haus auch keinen geraden Balken, was Umbauarbeiten nicht eben erleichtert.
Ich gebe es zu, dass ich in den anderthalb Jahren, in denen ich vor vierzig Jahren in Ramsen gewohnt habe, nie eine Kirche besucht habe. Heute stelle ich fest, wieviel Kultur mir dadurch entgangen ist. Für mich ist die Katholische Kirche Ramsen ein Bijou.
Durch die engen Gassen des Dorfkerns gelangten wir zum ehemaligen evangelischen Schulhaus. Darin ist heute eine Arztpraxis zu Hause.
Es war mir zwar bekannt, dass es in Ramsen eine Familie gibt, die man in Ramsen die Zollers nennt. Solche Übernamen sind in Dörfern in welchen drei oder vier Familiennamen die Mehrheit bilden geläufig. Aber dass, diese auch noch aus ehemaligen Zollhaus stammen und das letzte Bild dieses ehemalige Zollhaus ist, war mir als ehemaliger Grenzwächter unbekannt.
Die aus einem ehemaligen Gebetshaus entstandene evangelische Kirche ist ein Bijou einer ganz anderen Art als ihre schöne Schwester. Wer in einer Kirche einmal räumliche Geborgenheit spüren will, der muss hier her kommen.
Anschliessend gab es dann hinter dieser Kirche noch den Aperitif welcher bei keinem Anlass der Heimatvereinigung fehlt. Speziell zu erwähnen ist, dass es der Heimatvereinigung gelang, zu jedem Objekt das wir besuchten, einen Referenten aufzutreiben, der eine enge Beziehung dazu hatte. Dies machte die Führung einzigartig.
Ich habe noch nie in so kurzer Zeit, über ein Dorf, dass ich eigentlich zu kennen glaubte, so viele interessante Neuigkeiten erfahren. Damit bewahrheitet sich das eingangs zitierte Sprichwort und macht viel Lust auf die nächstjährige Fortsetzung in Hemishofen.
Einen herzlichen Dank an die treibenden Kräfte der Heimatvereinigung Buch - Hemishofen - Ramsen.
Gruss Beat
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